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Franks Blumen

Eine kleine Geschichte über anerzogene Denkweisen und die Herausforderung, aus solchen wieder herauszufinden:

„Heute dürft ihr alle ein wunderschönes Bild malen!“, verkündete seine Kindergartenlehrerin. „Das ist super!“ dachte der kleine Frank. „Ich kann nämlich voll gut malen. Besonders mag ich Tiger, Löwen, Boote, Züge und Feuerwehrautos. Das wird garantiert das beste Bild der Welt!“ Aber die Lehrerin sagte: „Stopp, noch geht es nicht los. Heute malen wir ein Bild von einer Blume!“

„Schade!“ dachte Frank, „aber Blumen kann ich auch gut malen!“ Also malte er los mit seinen Lieblings-Crayon-Stiften. Blaue, violette und knallig orange Blumen.

„Aber nein!“ sagte Frau Schmiedebach, „ihr müsst aufpassen, dass die Farben alle richtig sind!“ Und sie malte eine „richtige“ Blume an die Tafel. Rote Blüten, grüner Stiel, brauner Boden. Frank schaute sich Frau Schmiedebachs Blume an. Er mochte seine lieber, aber er wollte keinen Fehler machen, also drehte er sein Blatt um und malte eine „richtige“ Blume.

Ein paar Tage später hatte die Kindergärtnerin Ton mitgebracht. „Heute werden wir lernen wie man modelliert!“ „Das ist total super, das macht Spaß, aus Matsche etwas zu bauen! Ich kann das, ich mache Elefanten, mit Rüsseln, Schlangen, und Mäuse kann ich auch voll gut!“

„Wartet bitte! Ich will euch erst einmal erklären, wie das Modellieren funktioniert!“ Also machte Frank einen Ball aus dem Ton, knetete den Ball dann flach, und es entstand ein Aschenbecher oder so etwas ähnliches. „Gut gemacht!“, lobte ihn die Lehrerin. Und der kleine Frank lernte zu warten, zuzuschauen und Dinge genau so zu machen, wie es seine Lehrerin vormachte.

Dann, eines Tages, zog seine Familie in eine neue Stadt und Frank kam in eine neue, größere Schule. „Heute, liebe Kinder, werden wir zusammen malen!“ „Super!“, dachte Frank und wartete darauf, dass die Lehrerin im zeigen würden, was er denn genau malen sollte!

„Möchtest du denn nichts malen?“ fragte seine Lehrerin, die bemerkte, wie er zögerte. „Doch, gerne, ich kann gut malen. Aber was soll ich denn malen?“ „Was immer du möchtest!“ „O.K.. Aber wie soll ich das denn malen?“ „Wie du es möchtest.“ „Und welche Farben darf ich benutzen?“ „Am besten die Farben, die du am liebsten magst. Wie sollte ich denn sonst auch wissen, wer von euch welches Bild gemalt hat, wenn jeder die gleichen Farben und das gleiche Motiv malen würde?“ „Das weiß ich auch nicht!“ antwortete Frank und begann, eine rote Blume mit einem grünen Stiel zu malen.

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